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Es ist ein Wandel und eine grosse Bereicherung: Immer mehr jüngere Menschen, Ende 20 und Mitte 30, engagieren sich freiwillig in der Martin Stiftung. Warum? Das haben wir sie selbst gefragt.

Lange Zeit meldeten sich vor allem ältere Menschen ehrenamtliches Engagement. Seniorinnen nahmen sich gerne Zeit, um mit Bewohnern der Martin Stiftung etwas zu unternehmen oder auch ganz gemütlich einen Kaffee zu trinken.

Cinzia Sartorio, in der Martin Stiftung für die Freiwilligenarbeit zuständig, sagt: «Tatsächlich melden sich seit Beginn der Pandemie zunehmend auch jüngere Menschen bei uns. Das freut uns alle sehr, ganz besonders Bewohnerinnen, die zwischen 20 und 35 Jahre alt sind und gerne eine Begleitung im gleichen Alter wünschen. Das Alter ist das eine, das andere sind die Interessen: wenn diese ähnlich gelagert sind, haben wir eine typische Win-Win-Situation.»

Zusammen unterwegs: Beat und Peter

Junger Freiwilliger und Bewohner machen Schifffahrt zusammen.

Peter Eberl aus Zürich trifft sich seit Mai 2021 mit Beat Bucher. Doch wie kam der hauptberufliche Querflötist im Orchester der Württembergischen Philharmonie Reutlingen und Yogatrainer zur Martin Stiftung?

«Beide Tätigkeiten sind durch Covid anfangs komplett zum Stillstand gekommen. Das ging erst einmal gut, doch dann musste eine Aufgabe her. Online suchte ich nach verschiedenen Ehrenämtern. Es ging mir darum, mich an einem Ort zu engagieren, wo Unterstützung gebraucht werden kann, während man abwartet und beobachtet, was auf der Welt so passiert. Seniorinnen und Senioren helfe ich nun im digitalen Bereich. Wenn ich Zeit habe, unterstütze ich auch eine Bio-Manufaktur in der Küche, ihre Produkte herzustellen.

Die Tätigkeit in der Martin-Stiftung erfreut mich ab dem ersten ‚Grüezi‘, das mir manchmal schon jemand auf dem Tobelweg oder im Hof entgegenbringt. Ich möchte den Bewohnerinnen und Bewohnern ermöglichen, Neues zu erleben oder unbekannte Orte und Menschen kennenzulernen. So habe ich mittlerweile schon einige Ausflüge mit Beat auf den Üetliberg, ins Zoologische Museum der Universität Zürich unternommen. Auch mit dem Schiff sind wir schon gemeinsam über den Zürichsee gefahren. Das nächste Projekt ist der Besuch des Flughafens.

Wenn junge Freiwillige und Bewohner etwas zusammen unternehmen, ist eine ganz andere Art von Ausflügen möglich.

«Besonders wichtig dabei ist immer: Ein Cordon-Bleu zum Zmittag. Wir suchen dann überall ein uriges Restaurant, was nicht immer ganz einfach ist. Weitere herausfordernde Momente kann es auf der Fahrt im ÖV oder beim Einkaufen geben. Dann lohnt es sich, Ruhe zu bewahren, verständnisvoll und freundlich zu sein, ein Lächeln im Gesicht ist wichtig. Das Schönste am Umgang mit egal welchen Menschen ist, sich auf das Gegenüber ohne Berührungsängste, Erwartungen und Vorbehalte einzulassen. Was an Zuneigung, Respekt und Wertschätzung zurückkommt, ist ein grosses Glück.»

Mittlerweile ist der Orchesterbetrieb wieder einigermassen angelaufen und auch auf der Yogamatte gibt es was zu tun – seine Ehrenämter übt Peter weiterhin aus.

Neue Freundinnen: Erika und Giedre

Bewohnerin und junge Freiwillige geniessen die Aussicht von der Terrasse der Wohngruppe.

Seit Juni 2021 trifft sich Giedre Strautnikaite mit der Seniorin Erika. Warum ihr das Ehrenamt wichtig ist, hat sie uns erzählt:

«Ich wollte mich schon immer ehrenamtlich engagieren, aber bei früheren Vollzeitjobs war das schwer zu schaffen. Jetzt ist meine Arbeitsbelastung geringer und ich freue mich über die Gelegenheit, Erika bei der Montana Wohngruppe zu begleiten.

Ich glaube, es ist die Pflicht eines jeden, hinauszugehen und zu helfen, wo immer wir können. Freiwilligenarbeit fängt bei einfachen Dingen an: vom Müllsammeln auf der Straße bis zum Mithelfen in der Einrichtung. Unsere Gesellschaft neigt dazu, Menschen, die nicht in die Leistungsgesellschaft passen, zu marginalisieren. Ich glaube aber, dass es wichtig jeder und jedem in unserer Mitte einen Platz zu geben, uns Zeit zu nehmen und Liebe zu schenken.

Und wer weiss, am Ende bekommt man etwas zurück mit dem man vielleicht gar nicht gerechnet hat und ist selbst ein bereicherter Mensch.»

Treffen von Bewohnerin und junger Freiwilliger

«Ein besonderer Momente für mich war, als Erika und ihre Betreuerin mir eine Postkarte geschickt hatten. Es hat mir definitiv den Tag versüsst. Es ist so eine besondere Geste und es ist immer wieder schön zu hören, dass Erika sich auf unsere Treffen freut.

Zu denen bringe ich Bücher über die Schweiz oder andere Länder mit und wir schauen uns die Bilder an. Ich versuche zu erklären, wo es ist und was das Besondere an dem Ort ist. Die Sprachbarriere, dass ich Hochdeutsch spreche, aber noch nicht so gut Schweizerdeutsch verstehe, ist dabei manchmal schwierig.

Erika puzzelt auch gerne und das machen wir zusammen. Ausserdem essen wir gemeinsam zu Mittag, trinken Kaffee zusammen auf der Terrasse der Wohngruppe. Ich merke, dass es eine willkommene Abwechslung in ihrem Alltag ist, und es berührt mich, ihre beinahe kindliche Freude wahrzunehmen.»

Sie möchten sich auch freiwillig engagieren

Auf unserer Website finden Sie viele Ideen, wie Sie die Arbeit der Martin Stiftung unterstützen können.

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Cinzia Sartorio, Verantwortliche Freiwilligenarbeit, hat Antworten:

Martin Stiftung
Im Bindschädler 10,
8703 Erlenbach
Telefon 043 277 44 98

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Bilder: Torvioll Jashari, zvg