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Raphael Sandoz-Mey hat eine kognitive Beeinträchtigung und ein grosses Ziel. Er möchte nicht mehr ausgeschlossen werden. Mit seiner Schwester Lea organisiert er in Zürich eine Demo am Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung, dem 3. Dezember. Sie fordern mehr Rechte für Menschen mit Behinderung. Wir haben die Geschwister zum Interview getroffen.

Wünschen ist gut!

Wünschen kann der Anfang sein

für eine Veränderung.

Die Redaktions-Gruppe Mehrsicht der Martin Stiftung

hat viele Wünsche.

Beim Leben mit einer Beeinträchtigung

stösst man immer wieder an Grenzen.

Deshalb soll der Alltag einfacher werden.

Die Menschen sollen mehr miteinander leben.

 

Raphael und Lea Sandoz-Mey

haben auch viele Ideen.

Sie organisieren seit 2 Jahren

im Dezember eine Demo in Zürich.

Die Demo ist am 3. Dezember.

Der 3. Dezember ist der

Internationale Tag der Menschen mit Behinderung.

Eine Demo hat immer ein Anliegen.

Diese Demo will mehr Rechte

für Menschen mit Beeinträchtigung.

 

Lea und Raphael sagen laut, was sie wollen.

Sie wollen mehr Rechte

für Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung.

Raphael und Lea waren bei uns in der Redaktion.

Sie sind Bruder und Schwester.

Raphael hat eine kognitive Beeinträchtigung.

Wir haben Raphael Fragen gestellt.

Lea hat geholfen, sie zu beantworten.

Wie alt bist du?

Ich bin 27 Jahre alt.

Was sind deine Hobbies?

Am Montag spiele ich Fuss-Ball.

Am Dienstag spiele ich Uni-Hockey.

Hast du Hilfsmittel für den Alltag?

Ich habe einen Computer und ein Telefon.

Mit dem Telefon verschicke ich Herzen an meine Freundin.

Ich schaue gerne Fussball-Spiele auf Youtube.

Wo arbeitest du?

Ich arbeite im Ateliers der Wohnstätte Zwyssig.

Dort male ich und mache Karten.

Die Karten kann man kaufen.

Ein Eulen-Bild von mir

wird auch auf Taschen gedruckt.

Wo wohnst du?

Ich wohne in den Wohnstätten Zwyssig.

Am Wochenende gehe ich zu meinen Eltern.

Ihr tragt beide einen blauen Knopf. Was bedeutet er?

Der Knopf ist das Zeichen für die Inklusions-Initiative.

Sie steht für mehr Rechte für Menschen mit Behinderung.

Eine Initiative ist der erste Schritt für etwas,

was man tun möchte.

Wir sammeln jetzt Unterschriften.

Wenn wir genug Unterschriften haben.

darf die ganze Schweiz über das Thema abstimmen.

 

Wir waren beim Start der Initiative in Bern dabei.

Einen Monat davor war auch die 1. Behinderten-Session im Bundes-Haus.

Eine Session ist eine Sitzung.

Bei der Session machten Politiker mit Beeinträchtigung Politik.

Wir finden das super.

Deshalb tragen wir diesen Knopf.

Die Redaktionsgruppe interviewt die Organisatoren zur Demo am Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung.

Die Demo am 3. Dezember 2022 habt ihr zusammen organisiert. Raphael war auf der Bühne. Wie war das?

Das war gut!

Ich war aber auch nervös.

Wie haben die Menschen darauf reagiert?

Sie hatten alle Freude!

Es sind 400 Menschen gekommen.

Die Demo kam in der Tagesschau.

Hat sich seitdem etwas verändert?

Wir möchten das Wahl- und Stimm-Recht

für Menschen mit Behinderung.

Politiker sprechen jetzt darüber.

Das ist ein grosser Erfolg.

Plant ihr wieder eine Demo?

Dieses Jahr ist der 3. Dezember ein Sonntag.

Der Sonntag ist ein Ruhe-Tag.

Man darf nicht demonstrieren.

Deshalb ist die Demo am 2. Dezember 2023.

Es wird wieder Reden geben.

Es gibt auch etwas Warmes zu trinken.

Ihr könnt auch alle kommen!

Wir wollen viele sein und laut sein!

Ist es einfach, eine Demo zu organisieren?

Nein, das braucht ganz viel Zeit.

Wir arbeiten ein halbes Jahr lang dafür.

Jetzt arbeiten viele Organisationen mit,

zum Beispiel «Mensch zuerst»

und das «Wohnzentrum Frankenthal».

Was machst du nach der Demo?

Nach der Demo feiern wir im Glättli.

Das ist ein Restaurant.

Ihr seid auch eingeladen.

Es gibt warme Suppe.

Wir tanzen und feiern uns.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Ich wünsche mir eine Welt

mit netten Menschen.

Ich möchte in einer guten Stimmung leben

und gute Laune haben.

Ich möchte nicht mehr

krumm angeschaut werden.

Ich möchte nicht ausgeschlossen werden.

Das ganze Interview als pdf lesen

Redaktionsgruppe Mehrsicht mit den Inteviewpartnern Raphael und Lea Sandoz-Mey

Versuche zu verändern, was dir nicht gefällt

Die Redaktions-Gruppe Mehrsicht setzt sich zusammen aus Menschen mit und ohne Behinderung. In jeder Ausgabe der Hauszeitung gibt es einen Gruppentext zum Titelthema. Im Oktober 2023, inspiriert von dem Interview mit Raphael Sandoz-Mey lautet es «Meine Alltagswünsche». Jeder der sechs Bewohnerinnen und Bewohner der Martin Stiftung hat sich an dem Gespräch beteiligt. Die gesammelten Gedanken werden von einer Fachperson in Leichter Sprache aufgeschrieben.

Wir stolpern über das Wort «behindert».

Für uns tönt es nach «total bescheuert».

«Beeinträchtigung» tönt besser.

Es tönt wertschätzender.

Das ist unser grösstes Anliegen:

Eine Welt, in der alle gleich viel wert sind.

Wir wollen anständig behandelt werden.

Wir wollen ernst genommen werden.

Wir sind vielleicht nicht «normal».

Aber da draussen sind ja auch nicht alle «gleich normal».

Feuerwehr-Männer sind nicht normal.

Sie gehen freiwillig ins Feuer.

Alle Normalen rennen weg.

Was ist also schon normal?

 

In unserer Wunsch-Welt

gehören wir dazu!

Alle Menschen sollten dazu gehören,

egal ob jung oder alt,

weiss oder schwarz,

Mann oder Frau

oder etwas dazwischen.

 

Dazuhören heisst auch

mitmachen zu dürfen.

Wir wollen mitmachen

beim Fussball und beim Schwimmen.

Dafür müssen wir uns

einschätzen können.

Wir müssen wissen,

wie gut wir Fussball spielen.

Wir müssen wissen,

in welche Gruppe wir passen.

Wir passen nicht in jede Gruppe.

Wir haben aber ein Recht auf Respekt.

Wir wollen eine Absage respektvoll hören.

Dann trauen wir uns,

weiter zu suchen.

 

Wir wünschen uns vieles

für die ganze Welt.

Wir wünschen es nicht nur

für Menschen mit Beeinträchtigung.

Wir wünschen uns für alle Menschen

eine bessere Verteilung des Geldes.

Alle auf der Welt sollen genug haben.

Auch in Schweiz sollen alle Menschen

genug Lebensmittel und Geld haben.

 

Wir möchten,

dass die Menschen und ihre Bedürfnisse

im Zentrum stehen,

nicht das Geld!

Leicht verständliche Bilder zu den Themen im Text

Einzel-Betreuung

Einzel-Betreuung kostet viel.

Es gibt Menschen, die brauchen Hilfe.

Menschen mit einer Beeinträchtigung

brauchen manchmal Einzel-Betreuung.

Aber auch alte Menschen brauchen Hilfe.

Niemand kann etwas dafür.

Für das, was Menschen brauchen,

muss genug Geld da sein.

Sonst gibt es ein schlechtes Gewissen.

Hilfe zu brauchen,

darf kein schlechtes Gewissen machen.

Niemand darf denken:

«Ich bin zu teuer, ich falle zur Last».

 

Wir wollen auch eine Welt,

in der wir selbstständig sein können.

Wir wollen selbst entscheiden.

Dafür wünschen wir uns Hilfe

Assistentinnen und Assistenten wären gut.

Man könnte sie anrufen.

Sie könnten uns begleiten.

 

Wir wollen eine Welt,

in der wir überall hinkommen.

Dafür braucht es gute und gerade Wege

für Rollstühle, Fussgänger und Velos.

Wo es Treffen gibt,

soll es auch Rampen geben

oder einen Lift.

Die Welt soll barrierefrei werden.

 

Wir fordern viel.

Uns stört auch viel.

Wir sollten versuchen,

das zu verändern.

Etwas dafür zu tun, ist schwierig.

Wir können darüber schreiben.

Wir können unsere Wünsche

anderen Menschen sagen.

Manchmal findet man eine Lösung.

Zusammen ist es oft einfacher,

etwas zu verändern.

Kundgebung am 2. Dezember 2023

Beim internationalen Aktionstag für die Rechte von Menschen mit Behinderung geht es um gleiche Rechte für alle, Veränderung und Inklusion. Von 14.00 bis 16.00 Uhr am Helvetiaplatz, Zürich. Kommen Sie auch!

Infos zur Demo

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Die Hauszeitung Mehrsicht der Martin Stiftung erscheint fünfmal im Jahr in Leichter Sprache. Aus Datenschutzgründen ist sie nicht mehr öffentlich.

Auf dem Blog dieser Website erscheinen Auszüge aus der Zeitung, insbesondere die Gruppentexte und besondere Ausflüge wie die Kunstführung in Leichter Sprache.

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Bilder: Miriam Eckert, Metacom, zVg