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Freiwilligarbeit ist wichtig, aber keine Selbstverständlichkeit. Was motiviert Menschen, sich in ihrer Freizeit für die Martin Stiftung einzusetzen? Sechs Bewohnerinnen und Bewohner haben nachgefragt und von zwei Freiwilligen spannende Antworten zu ihrem ehrenamtlichen Engagement erhalten.

Der 5. Dezember ist jedes Jahr

der Internationale Tag des Ehrenamts.

Auf der ganzen Welt dankt man

den Freiwilligen

für ihre Unterstützung.

 

Das haben wir auch in der Mehrsicht gemacht.

Die Mehrsicht ist die Hauszeitung der Martin Stiftung.

In der Redaktion arbeiten Fachpersonen

und Menschen mit Behinderung zusammen.

 

Wir haben zwei Freiwillige

der Martin Stiftung eingeladen.

Die älteste Freiwillige

und den jüngsten Freiwilligen.

Lisbeth Uster ist 82 Jahre alt.

Erik Kleber ist 24 Jahre alt.

 

Beide kamen im Dezember 2023 zu Besuch

in die Mehrsicht-Redaktion.

Wir haben viele Fragen gestellt

zur Freiwilligenarbeit

und tolle Antworten bekommen.

 

Interview zur Freiwilligenarbeit

mit Erik Kleber, dem jüngsten Freiwilligen

 

Erik Kleber ist 24 Jahre alt.

Er ist seit 2 Jahren Freiwilliger der Martin Stiftung.

Wir haben Erik zum Interview eingeladen

und Severin Härtner von der Wohngruppe Mariahalde.

Sie gehen zusammen schwimmen.

Woher kommst du?

Ich wohne in Zürich.

Ich komme vom Zürcher Oberland.

Es hat mich in die Stadt gezogen,

dort läuft mehr für Leute in meinem Alter.

 

Welche Hobbys hast du?

Ich schwimme gerne

und spiele Klavier.

Ich treffe mich mit Freunden.

Im Winter fahre ich Ski und Snowboard.

 

Was arbeitest du?

Ich habe Zeichner im Ingenieur·bau gelernt.

Ich bin auf Strassen und Tunnel spezialisiert.

Dort habe ich geschaut, dass alles sicher ist.

Ich habe ein Praktikum für mein Studium gesucht

und bin nach Afrika.

Auf Sansibar arbeitete ich in einem Spital.

Das hat mir so gut gefallen,

dass ich länger dort blieb.

Ich habe die Matura nachgeholt und Militär gemacht.

Ich möchte Medizin studieren.

Jetzt lerne ich für die Aufnahme·prüfung.

Daneben arbeite ich als Flug·begleiter im Flugzeug.

 

Wie kamst du auf die Idee,

Freiwilliger zu sein?

Ich habe eigentlich etwas zum Arbeiten gesucht.

Zufällig habe ich etwas gesehen,

zum freiwillig Schwimm·unterricht geben.

Von der Zeit passte es nicht.

Ich war in Afrika zum Helfen in einem Spital.

Aber der Gedanke hat mich nicht losgelassen.

Nach meiner Rückkehr suchte ich das Inserat.

Es war noch da!

Da habe ich mit der Martin Stiftung Kontakt aufgenommen.

 

Warum gefällt es dir,

dich für uns zu engagieren?

Ich finde es wichtig,

der Gesellschaft etwas zurückzugeben.

Wenn jeder nur für sich schaut,

kommt es nicht gut.

Menschen, die es einfacher haben,

sollen den Menschen helfen,

bei denen es nicht so ist.

 

Du triffst dich mit Severin.

Was macht ihr zusammen?

Wir gehen zusammen schwimmen.

Eigentlich ging es darum,

schwimmen zu lernen.

Das hat sich verändert.

Jetzt gehen wir zum Plausch.

 

Wie plant ihr eure Tage?

Das Programm ist fix.

Wir gehen schwimmen.

Wir treffen uns im Hallenbad.

Severin isst dann später zu Abend,

wenn wir unterwegs sind,

ausser es gibt einen Abstecher in einen Supermarkt.

Einmal haben wir etwas Besonderes gemacht:

eine Rund·fahrt am Flug·hafen.

Das war toll!

 

Wie gehst du mit Severins Energie um?

Ich finde es erfrischend.

Nach einem langen Tag ist es schön,

jemanden zu treffen,

der immer «gut drauf» ist.

Das ist ansteckend!

Ich würde mir wünschen,

dass mehr Menschen so offen und ehrlich sind.

 

Wovor hast du Respekt?

Wenn das Umfeld mit Severins Energie

nicht gut umgehen kann

und das zeigen oder sagen würde.

Da weiss ich nicht,

wie ich reagieren würde.

 

Was ist schwierig?

Schwierig ist es manchmal,

einen Termin zu finden.

Denn in den Ferien arbeite ich sehr viel.

Manchmal geht es auch gut,

dann gehen wir alle zwei Wochen schwimmen.

 

Warum passen Severin und du gut zusammen?

Ich glaube, wir ergänzen uns gut.

Ich bin ruhiger und höre gerne zu.

Gegensätze ziehen sich an.

Und wir sind fast gleich alt.

Interview zur Freiwilligenarbeit

Lisbeth Uster, der ältesten Freiwilligen

 

Lisbeth Uster ist eine Freiwillige der Martin Stiftung.

Und sie ist eine Nachbarin im Bindschädler.

Über 20 Jahre hat sie mit ihrem Mann die

«Wanderung der Natur·freunde» angeboten.

Viele Bewohnerinnen und Bewohner kennen sie.

Die letzte Wanderung war im Herbst 2023.

Es gibt das Angebot jetzt nicht mehr.

 

Auch als Dankeschön

für ihre langjährige Freiwilligenarbeit

haben wir Lisbeth Uster zur Mehrsicht eingeladen.

Fehlen dir die Wanderungen?

Ja, sicher.

Es ist aber schwierig, Mitglieder zu finden,

die bei der Wanderung helfen.

Zum Beispiel, um die Feuer·stelle einzurichten.

Das Feuer musste brennen,

wenn die Martin Stiftung ankam.

Wir hatten keine Zeit, eine Stunde zu warten.

 

Warum hast du noch aufgehört?

Ich bin jetzt 82 Jahre alt.

Im Alter muss man vernünftig sein.

Deshalb habe ich aufgehört.

Ich würde gerne wieder laufen gehen

mit den Bewohnern der Martin Stiftung.

Vielleicht treffe ich mal jemand von euch privat zum Laufen.

 

Wann war die erste Wanderung?

2002 war die erste Wanderung.

Als der Martin-Lauf nicht mehr war,

hatte mein Mann die Idee,

der Martin Stiftung eine Wanderung anzubieten.

Die Bedingungen waren:

  • gut 2 Stunden im eigenen Tempo laufen können
  • selbst Wurst, Brot und Getränk mitnehmen.

 

Was war der Martin-Lauf?

Zuerst war es ein kleiner Lauf für Bewohner.

Der Martin-Lauf wurde immer grösser.

Es gab verschiedene Kategorien.

Das heisst mehrere Distanzen.

Zum Beispiel

für Menschen mit Beeinträchtigung

und für Läuferinnen und Läufer.

Es gab sogar eine 17-Kilometer-Runde.

 

Am Schluss liefen über 1000 Leute mit!

Das war zu viel.

Deshalb hörte man 1994 auf.

Jahre später hatte mein Mann die Idee,

eine «Wanderung der Natur·freunde» zu organisieren.

 

Was sind die Natur·freunde?

Die Natur·freunde wurden vor 130 Jahren gegründet.

Es gab den SAC, den Schweizer Alpenclub,

aber das war eher etwas für die Reicheren.

Die Natur·freunde organisieren Wanderungen,

Skitouren und Bergtouren.

Sie haben Ferien·häuser, alles naturfreundlich.

Die Sektion Erlenbach gibt es jetzt aber nicht mehr.

Wir haben uns dem Verein Naturicum in Zürich angeschlossen.

Wir kannten dort Mitglieder.

Ich mache jetzt auch da mit.

 

Warum hast du die Wanderung gerne gemacht?

Es war immer schön,

einen Tag mit euch zu verbringen.

Ihr seid immer sehr dankbar gewesen.

Ich fand es immer eine Bereicherung,

mit Menschen aus der Martin Stiftung

etwas zu machen und sie kennen zu lernen.

 

Ich wohne schon über 50 Jahre im Bindschädler.

Am Anfang waren die Bewohner wie «eingeschlossen».

Man hat sie nicht gesehen.

Erst als die neue Martin Stiftung gebaut wurde,

hat sie sich geöffnet.

 

Hast du lustige Erinnerungen?

Erich ist ein paar Mal mit uns mitgekommen.

Einmal in Uster hätten wir auf den Bus sollen

und Erich ist ab.

Wir haben gewartet und ihn gesucht.

Der Betreuer hat ihn dann gefunden.

Er war am Kiosk und wollte ein Heftli vom Auto·salon kaufen.

Weil der Bus fahren wollte, hat es ihm aber nicht mehr gereicht.

Auf dem Retour·weg sagte der Betreuer ihm,

wenn er genug schnell sei, können sie das Heftli kaufen.

Huiii, ist Erich schnell gelaufen!

 

Einmal habe ich die Bewohner

fast nicht von der Vieh·schau weggebracht.

Ein anderer Bewohner wollte seinen Pulli nicht anziehen.

Stattdessen hat er ihn ins Bach·tobel geworfen.

 

Was war schwierig?

Eigentlich nichts.

Wir hatten nie einen Unfall.

Es waren immer zwei Betreuer der Martin Stiftung mit dabei.

 

Wo grillierst du am liebsten?

Am «Bochslen» am Lützelsee

oberhalb von Hombrechtikon.

Der zweitschönste Ort ist die «Blüämlisalp».

Engagieren Sie sich auch freiwillig!

Sie haben Zeit und möchten sie einem Menschen mit Behinderung schenken? Gute Idee! Bei der Martin Stiftung können Sie sich als Privatperson oder als Unternehmen engagierieren. Kontaktieren Sie Cinzia Sartorio für ein erstes Kennenlernen.

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Bilder: Miriam Eckert, zVg